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Tag 8 – der längste Tag…

Der wichtigste Tag und dann gibt es am Abend weit und breit kein Netz im gesamten Camp…

Nun aber, wenn auch mit einem Tag Verspätung.

Nach einem frühen Abendessen (17.30 Uhr) sind wir alle schlafen gegangen. 23 Uhr war wecken. Die Zelte standen zwar halbwegs gerade, aber an geruhsamen Schlaf war trotzdem nicht zu denken. Der Wind rüttelte an den Zelten und dann mussten wir ja alle die gestern geschildertem Schichten anziehen. Dazu die Aufregung. Puls war da schon bei 200. Um 23:30 Uhr saßen wir alle beim Frühstück. Kekse und ein Kaffee sollten die Energie für den Tag geben. Jeder war in sich versunken.

Als wir um 0 Uhr dann loszogen war das ein fantastisches Bild. Hunderte von Stirnlampen schlängelten sich den Hang hinauf. Ein Lindwurm von epischem Ausmaß.

Die Anstrengung war allerdings auch schnell in einem Grenzbereich. Und dann der erste Rückschlag für unser Team. Torsten musste bei 5.400m wegen akuten Atemproblemen passen. Die Gefahr, dass das passieren könnte war ihm als Asthmatiker bewußt, umso mehr muss man bewundern, dass er es probiert hat.

Für den Rest ging es weiter und es wurde brutal anstrengend. Bei der Höhe sind selbst Ziele in unmittelbarer Sichtweite unendlich weit entfernt. Besser wurde es erst als es gegen 6 Uhr hell wurde. Der Sonnenaufgang war nicht nur gigantisch anzuschauen, er gab auch neue Kraft, für das was noch vor uns lag. Die letzten Höhenmeter vor dem Stella Point, dem Kraterrand, zogen sich unendlich. Das Atmen fällt schwer, aus den Beinen saugt jemand mit einem großen Strohhalm die Energie und man kommt nur im Schneckentempo voran.

Dann war es doch irgendwann soweit. Wir standen oben und es gab kollektives Gruppenheulen. Die ganze Anspannung bricht sich Bahn, der Blick in den Krater und die unglaublich schöne Gletscherformation war atmenberaubend und taten ihr Übriges. Aber die Aufgabe war ja noch nicht erledigt. Zum Uhuru Peak waren es nochmal ca. 45 Minuten bergauf. Aber auch das war irgendwann geschafft und dann standen wir am Ziel unsere Träume. Dem höchsten Punkt Afrikas! Was für ein Gefühl.

Bei der obligatorischen Foto-Session haben wir es natürlich nicht versäumt, den Foto-Point mit einem Eintracht-Aufkleber zu verschönern 🙂

Muße für weitere Ausblicke war nach der Anstrengung eher wenig vorhanden. Die Gedanken waren schon beim Abstieg. Den legten wir allerdings in Rekordzeit zurück und waren nach 3 Stunden zurück im Camp.

An dieser Stelle besonderen Dank an Herbert, der in jeder schwierigen Situation und für jeden einzeln individuell die passenden Worte gefunden hat. Wäre er kein Bergführer, hätte er eine große Karriere als Psychiater vor sich.

Und Danke natürlich an unsere Guides, die auf uns aufgepasst haben. Nicholas, Rachid und Juma sind in den letzten 7 Tagen Part of the Family geworden.

Ich schreibe das alles, während wir im Ankunftsgate sitzen. Ich muss jetzt kurz pausieren, weil wir weiter müssen. Ich melde mich später mit dem Rest der Story.

Stay tuned…

Weiter geht’s. Mittlerweile sitzen wir – immer noch völlig ungeduscht – in einem Restaurant in Moshi, wo wir gemeinsam mit unseren Bergführer ein Abschluss-Barbecue einnehmen. Aber dazu später vielleicht mehr.

Gestern waren wir gegen 11 Uhr zurück im Camp. Der Abstieg war herausfordernd. Entweder ging es über große Schotterfelder (Lavasteine) oder über scharfkantige Felsen. Die einheimischen Guides haben dafür eine gute Technik entwickelt, für uns Flachlandtiroler allerdings etwas ungewohnt. Trust your leg’s hieß es, aber trust mal your legs, nachdem Du gerade auf den höchsten Berg Afrikas gestiegen bist. Zum lachen fehlte mir allerdings die Kraft…

Torsten nahm uns in Empfang und natürlich mussten wir erstmal schildern, wie es uns erging. Heulen Teil 3 (oder 4, oder 5???).

Nachdem wir dachten, wir hätten das herausfordernste hinter uns, gab uns Herbert bis 12:20 Uhr zur freien Verfügung. In der Zeit musste allerdings auch das Zelt ausgeräumt sein. Blieben aber immer noch 30min zum dösen. Weltklasse.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen sollte dann aber der schwierigste Teil des Tages folgen. Wir hatten noch fast 4 Stunden Abstieg zu unserem abendlichen Schlafplatz vor uns. 4 Stunden? Nachdem wir schon 11 Stunden in den Beinen hatten? Im ernst?

Die ersten 1,5 Stunden gingen über Schotter. Ständiges Ausrutschen, weil die Beine einfach keine Kraft mehr hatten. Aber dann waren wir endlich im Millennium Camp und dachten, ab jetzt kann es nur besser werden. Aber Afrika ist ja immer für eine Überraschung gut und was wir für seltsam halten, ist für die Einheimischen total normal. Und so ging es dann noch für 2 Stunden über einen „Weg“ der aus Felsbrocken gemischt mit Beton bestand. Willy meinte, dass die DIN-Norm für Stufen hier nicht immer eingehalten wurde. Bei Höhen zwischen 20 cm und 70cm würde ich ihm Recht geben. Mit 10 blauen Fußnägeln gepaart mit absoluten Erschöpfungserscheinungen war das eine Tortur, die man sich nur schwer vorstellen kann. Mal ganz abgesehen von den anderen Beschwerden wie Knie, Rücken, Oberschenkelrämpfen…

Aber irgendwann war es dann soweit – das Mweke-Camp lag vor uns. Noch ein schnelles Foto am Eingang und dann zu unserem Zeltplatz. Und was kommt dann? Nach so einer Leistung? Nach so einer Qual? Nach all den Entbehrungen der letzten Woche? Richtig – ein schönes frisches Wasser (ohne Kohlensäure, versteht sich) und einen heißen Kilimanjaro-Tee! Ja, Leute, das ist die traurige Realität. Keine Cola, von Bier wollen wir gar nicht reden. Aber Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude, also setzen wir alles auf Tag 9.

Leider aber auch kein Internet, so dass wir nicht mal unseren Liebsten von der erfolgreichen Ankunft berichten konnten. Das ist moralisch noch mal ein Downer, weil wir ohne die Unterstützung unser Frauen und unserer Familien dieses Ziel niemals erreicht hätten. Dafür schon mal den größten Dank. Ihr seid unglaublich!!!

Abendessen um 19 Uhr und diesmal hatten wir überhaupt keine Bedenken, dass wir schlafen können. Trotz schiefem Zelt (geschätzt ca. 18% Gefälle).

Und als wir dann noch den Schwur geleistet hatten, zumindest die nächsten 10 Jahre keinen Tee und kein schales Wasser mehr zu trinken und nur in absoluten Notfällen in Flaschen zu pinkeln, sind wir dann selig eingeschlummert. Gute Nacht John Boy, morgen ist ein neuer Tag.

Morgen berichten wir dann über so überschätzte Dinge wie Körperhygiene…

37 Kommentare zu “Tag 8 – der längste Tag…”

  1. Stark! Super, dass ihr es geschafft habt!
    Ein unvergessliches Abenteuer bei dem ihr uns alle mitgenommen habt. Fantastische Ausblicke!
    LG die 3 Garcias

  2. Ihr Helden ! Meinen absoluten Respekt! Danke für den packenden Blog und Reisebericht! Die Bilder sind klasse ! Ich hoffe ihr kommt zu eurem wohl verdienten 🍺 😀! Hoffentlich kein Mais Bier ! 😀

  3. MEGA und herzlichen Glückwunsch an euch alle. Das war eine Super Leistung die ihr da vollbracht habt.
    Ganz tolle Aufnahmen. Einen guten Abstieg und eine entspannte Heimreise für alle Abenteurer.
    Grüße aus der Heimat.

  4. Also eins mal vorab, ohne miteinander gesprochen zu haben: CHAPEAU INGE! Du hast total durchgezogen und alles gegeben. In dem Moment, in dem Du Dich befunden hast, zurückzuziehen, dazu gehört Charakter und Verantwortung. Dir und Deinem Körper gegenüber, aber auch gegenüber Deinen Kameraden. GANZ STARKE LEISTUNG!

    Und die anderen vier Helden (+ natürlich Herbert) dürfen sich meiner ewigen Bewunderung sicher sein. Und auch wenn sie vor Kraft künftig kaum durch irgendeine Hochtaunus-Tür gehen, freue ich mich wie Bolle auf alle großen und kleinen Geschichten aus den unterschiedlichsten Perspektiven. Das alles werdet Ihr niemals vergessen und wir – dafür sorgt Ihr dann schon – natürlich auch nicht. Sobald Ihr alle wieder zuhause seid, wird gefeiert. Das ist ja wohl klar!

    Schönen Urlaub Rossi und Willi!

    Stephan, Ralli und Torsten kommt gut heim – der Empfang wird angemessen sein!

    Und eins ist mal klar: Danke Herbert!

  5. Unglaublich!!!! Ich bin total beeindruckt , ich habe gestern erst den ganzen Blog gelesen und mir standen die Tränen in den Augen . Ein Dankeschön auch an den Verfasser , sehr mitreißend geschrieben . Euch allen gute Erholung und Respekt 👍👍

  6. Ihr Lieben.

    Auch von mir herzliche Glückwünsche zu dieser grandiosen Leistung an ALLE.

    Ich bin noch immer total ergriffen und die Tränen wollen einfach nicht versiegen.
    .
    Einerseits weil ich so glücklich bin dass alles gut ausgegangen ist und die enorme Anspannung bei mir schön langsam abfällt und andererseits weil ich weiß wie sehr Torsten darunter leidet so knapp vor dem Ziel dann doch aufgeben zu müssen.
    Er musste mir in die Hand versprechen, dass er aufhört wenn sein Körper sagt es geht nicht weiter.
    Danke dafür mein Schatz ❤️ ich liebe Dich. Du bist für mich der größte Bergsteiger der Welt.

    Genießt nun noch die verbleibende Zeit in vollen Zügen.
    Vor allem duschen, essen, trinken, schlafen (im Bett) 🤣
    Willkommen zurück in der Zivilisation ihr Helden.

    Liebe Grüße aus Graz
    Petra

  7. Grandiose Leistung 👍 Ihr seid ein Super Team!
    Diesen Weg zusammen zu gehen, zu erleben
    ein Wahnsinn! Das nimmt Euch keiner mehr.
    Ich ziehe alle Hüte die ich habe vor Euch!
    Genießt das erste Bier/ Steak etc….
    Ihr habt es mehr als verdient!
    1000x Danke an Stephan für diesen spannenden und unterhaltsamen Blog! Mega Fotos👍

  8. Ihr seid echte Champions!! Herzlichen Glückwunsch an alle 🏆
    Danke an Herbert und die Guides, dass sie so gut auf euch aufgepasst haben!
    Gute Heimreise bzw. einen schönen Urlaub!!

  9. Danke Stephan ( TinTin Haida) für den herzergreifenden Bericht der letzen Stunden eures Abenteuers.
    Danke an das Kiliteam, Rossi, Inge, Willy, Ralli, Herbert und natürlich Stephan für das Abenteuer und die Gelegenheit aus der Ferne daran teilzunehmen. Insbesondere die durch die Technik verursachte Stille hat mich auf eine harte Geduldsprobe gestellt.
    Wie schön als endlich die erlösende Nachricht vom guten Verlauf auf dem Bildschirm erschien.
    Mit euch kann man auch zukünftig prahlen. Schließlich seid ihr Abenteurer, die jeder gerne im Freundeskreis hätte.
    Ich freue mich auf ein Wiedersehen und natürlich auf viel mehr Details.
    Aber zunächst erholt euch gut und kommt gut zurück.
    Ich freue mich für und auf euch.

  10. Starke Teamleistung , tolles Abenteuer! Gratuliere!! @ Inge … während der Rest der Bergziegen wieder arbeiten geht laufen wir zwei die Tage nochmal auf den Herzberg dann hast Du die Höhenmeter drin 🤣🤣… 💪💪saustark

  11. WAHNSINN JUNGS 💪💪👏👏meinen allergrößten Respekt vor dieser grandiosen Leistung – herzlichen Glückwunsch.
    @ Torsten: was du geleistet hast , unglaublich. Manche kommen mit Asthma noch nicht mal auf den Feldberg und Du besteigst das höchste Dach Afrikas – du Granate !!!💪💪und @ Stephan: du solltest diese 10 Tage als Buch herausbringen, wäre sofort auf der Abenteuer-Bestsellerliste.

  12. Endlich und großartig!!!!💪🥰 Ich freue mich so für Euch. Das wird Euch ewig bleiben, egal wie hoch und weit. Kommt gut nach Hause.

    Alles Liebe, Ina

  13. Hallo Männer,
    Herzlichen Glückwunsch für diese grandiose Leistung – auch an Inge-.
    Wir waren total aufgeregt weil der Stephan sich nicht gemeldet hat. Habe jede Stunde in den Blog geschaut und nichts kam…
    Auf jeden Fall große Freude und Erleichterung
    Dass alles gut gegangen ist !!!
    Ich hoffe, das Kili-Bier hat euch noch geschmeckt🍺gute Rückreise für euch 🙏🍀✊

  14. Jungs, endlich lesen wir wieder was von euch! Herzlichen Glückwunsch an euch alle zu dieser grandiosen „Reise“. Stephan, deine Berichte haben uns wirklich deutlich vor Augen geführt, dass das kein Zuckerschlecken war und ihr sowas von stolz auf euch sein könnt. Danke, dass ihr uns teilhaben lasst ❤️
    Und jetzt kommt gut heim!

  15. Hammer!!! 134 Jahre nach der Erstbesteigung des Kilimandscharo durch Ludwig Purtscheller und Hans Meyer aus Deutschland schafft es eine Gruppe junger Männer aus Hessen den Kilimandscharo erneut zu besteigen!
    ….so oder so ähnlich müsste es morgen eigentlich in der Bildzeitung auf Seite 1 stehen!

    Ich möchte euch ganz herzlich gratulieren, dass ihr es geschafft habt, den Kilimandscharo zu besteigen! Das ist wirklich eine beeindruckende Leistung. Beim Lesen des „8.Tages“ hat man Pipi in den Augen. Wie muss das erst sein, wenn man bei Sonnenaufgang dort oben steht!?

    Euer lesenswerter Blog (tägliche Pflichtlektüre!) hat uns Stubenhockern gezeigt, wieviel körperliche und mentale Stärke sowie Durchhaltevermögen es braucht, um das zu schaffen.

    Ich bin mir sicher, dass diese Erfahrung für euch unvergesslich bleiben wird und dass ihr viele wertvolle Erinnerungen von eurer gemeinsamen Reise mit nach Hause nehmt.
    Kommt gut heim!

    1. Toll, unterhaltsam und informativ geschrieben, man konnte wirklich mitfühlen (und war nicht selten froh darüber, NICHT dabei zu sein…).
      Glückwunsch an euch alle!

  16. Ganz gleich, ob ihr ganz oben am Gipfel wart oder kurz davor. IHR SEID HEROS!
    Ganz viele Glückwünsche und große Bewunderung, dass ihr Taunus-Kraxler dieses Projekt gemeinsam gemeistert habt. Laufen ist Leben!

  17. Was für ein toller Blog Stephan! Super Eindrücke toll beschrieben, dein Bücherkonsum zahlt sich echt aus. Auch nochmal an dieser Stelle Riesen-Glückwunsch an Alle und höchsten Respekt!

    1. Congratulations 👍💪👍💪
      Ganz grosse Leistung von allen.
      Geniesst diesen besonderen und geilen Moment. Glück und Adrenalin pur und über den Dingen stehend. Das kann euch keiner mehr nehmen.
      Liebe Grüße Beady

  18. Noch einmal herzlichen Glückwunsch, was seid Ihr ALLE nur für unglaublich geile Typen 👍💪! Was Ihr in den letzten Tagen gemeinsam am Berg erlebt habt, wird euch sicherlich für alle Zeiten in Erinnerung bleiben und auf eine besondere Art und Weise verbinden! Ich finde es sehr beeindruckend, was jeder von euch bei diesem besonderen Abenteuer geleistet hat. Ihr könnt wirklich stolz auf euch sein, wir sind es jedenfalls alle! Ich freue mich schon jetzt darauf, in den nächsten 20 Jahren, die sich entwickelnden Geschichten, von euren Heldentaten am Berg zu hören 😉. Kommt sicher wieder nach Hause!

  19. glückwunsch jungs und grössten respekt an euch und allergrössten tespekt an thorsten!!!! knie und asthma🙈 für mich ist er auf jeden fall auch ganz oben.👏🏻👏🏻👏🏻👏🏻eine träne hab ich auch verdrückt und schon leichte sorge gehabt, dass irgendwas blödes passiert ist. danke für eure meldung vom krater ihr helden!!!
    und jetzt kommt alle gsund in die heimat!👍👍🕺🕺😘

  20. Wow, ich freu mich wahnsinnig für euch! Ich kann mir nur vage vorstellen, wie es ist, wenn man so viel investiert hat. So viel Vorbereitung, Blut, Schweiß und Tränen. Es ist wirklich fantastisch, dass ihr zu diesem Abenteuer bereit ward, es angegangen seid und es letztlich umgesetzt habt. Herzlichen Glückwunsch dazu. Ich dachte erst, wie schade für Inge. Aber ich wusste das mit dem Asthma gar nicht. Darum nötigt mir das allen Respekt ab, dass er überhaupt zugesagt hat, diese Strapazen auf sich zu nehmen. Ich bewundere euch für euren Mut und eure Kraft. Aber vor Thorsten ziehe ich echt den Hut! Kommt gut wieder runter!

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